„Europa ist ein Projekt, das lebt.“
Herbert Bösch was a member of the European Parliament from 1995 to 2009 and is now politically active on a municipal level. He wants to appeal to the younger generation making them aware that Europe is a living project that offers many opportunities and can be changed for the better by politics. He spent two days (26-27 April) in Szeged and gave a lecture in the Integration Club.
The following is an interview with Mr. Bösch in German, made by two Erasmus student from Kiel.
Herbert Bösch visited the University of Szeged in the EP to Campus programme.
Sind Sie das erste Mal in Ungarn?
Ja, ich war zwar mal an der österreichischen Grenze und bin ein paar Mal in Budapest umgestiegen. Aber richtig im Land bin ich nun das erste Mal.
Wie ist Ihr erster Eindruck von Szeged?
Auf der Strecke von Budapest nach Szeged war natürlich sehr viel Land und auch viel Landwirtschaft. Aber vor allem auch viele Möglichkeiten.
Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Es hat mich schon sehr früh interessiert, deswegen habe ich mich dann dafür entschieden, in Deutschland zu studieren und war dort auch in der Studentenpolitik. Das waren interessante Jahre nach der 68er-Bewegung mit hoher politischer Aktivität.
Wo haben Sie studiert?
Ich habe zwischen ’73 und ’78 an der Uni in Konstanz studiert. Das war eine anstrengende Zeit, aber Konstanz hat ja auch heute noch einen sehr guten Ruf. Das war „little Harvard am Bodensee“. Es gab Kurse mit 10 - 15 Studierenden, das war toll, da konnte man wahnsinnig intensiv studieren. Aber was auch den Nachteil brachte, dass die Regelstudienzeit sehr hoch geschrieben wurde.
Sie waren also schon von klein auf an der Politik interessiert.
Ja, auf jeden Fall. Wir haben auch immer an die Veränderbarkeit der Gesellschaft geglaubt. Aber ich habe das Gefühl, dass diese Veränderbarkeit ein wenig eintöniger geworden ist. Ich möchte nicht die alten Zeiten wieder heraufbeschwören, aber ich möchte Menschen, vor allem junge Menschen, davon überzeugen, dass die Welt nicht so sein muss, wie sie ist. Das ist vom Menschen gemacht und kann auch vom Menschen verändert werden. Zum Positiven!
Gab es besondere Meilensteine in Ihrer Karriere oder allgemein in Ihrem Leben, an die Sie sich besonders gern erinnern?
Ja, die Auszeichnung, dass ich einer der ersten EU-Abgeordneten meines Landes war. Ich bin mit dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Union Mitglied des europäischen Parlaments. Das war wirklich eine große Auszeichnung für mich. Ich war vorher in der nationalen Politik als Mitglied des Bundesrats und als Nationalrat. Das war natürlich auch interessant, aber mich hat vor allem die europäische Politik beeindruckt. Und ich bin, glaube ich, immer noch bis heute der Einzige österreichische Abgeordnete, der mal Ausschusschef war. Ich war Vorsitzender des Ausschusses für Haushaltskontrolle.
Haben Sie noch andere Projekte in Europa?
Ich bin im Städteaufbau am Bodensee involviert, aber da arbeite ich eher auf kommunaler Ebene. Es sind 25 Städte - in Deutschland, Österreich und der Schweiz, mit denen wir versuchen, Europa auf kommunalem Niveau zu vollziehen.
Haben Sie noch eine Botschaft an die Studenten in Szeged?
Meine Karriere hat auch sehr viel mit der Uni in Konstanz zu tun. Ich war einer der wenigen, der im Ausland studiert hat. Für mich ist Erasmus eine ganz tolle Sache, die die Studenten auf jeden Fall nutzen sollten. Europa bietet so viele Möglichkeiten, die die Politik auf die Beine gestellt hat. Ich appelliere vor allem an die jungen Menschen. Europa ist ein Projekt, das lebt.
Und zu guter letzt noch etwas persönliches: Was machen Sie, wenn Sie sich nicht um die Politik kümmern?
Früher habe ich sehr gern Fußball gespielt, aber jetzt ist langsam Schluss. Ich höre gern Musik, aber mag auch gern wandern.
Fabia Horváth und Alina Becker